Einblicke in den Lichtdruck

Einblicke in den Lichtdruck
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Einblicke in den Lichtdruck

Ein historisches Druckverfahren neu betrachtet

Der Lichtdruck, auch als Phototypie, Collotypie oder Albertotypie bekannt, stellt ein edles, wenngleich heute selten genutztes Druckverfahren dar. Ursprung findet diese Technik in den fotomechanischen Flachdruckverfahren des 19. Jahrhunderts, die Halbtöne ohne den Einsatz eines Rasters zu reproduzieren vermochten. Besondere Bedeutung erlangte das Verfahren durch die Weiterentwicklungen von Louis-Alphonse Poitevin und Joseph Albert, die es ermöglichten, die Drucktechnik für größere Auflagen nutzbar zu machen. Die daraus resultierende Verbesserung und Verbreitung markierte einen Meilenstein in der Geschichte des Drucks.

Einblicke in den Lichtdruck

Globale Standorte einer vergessenen Technik

Mit dem Aufkommen neuer Drucktechnologien im 20. Jahrhundert begann der langsame Rückgang des Lichtdrucks. Nachdem die letzte Werkstatt in Dresden geschlossen wurde, verblieben nur noch wenige Spezialisten weltweit. Diese befinden sich in Leipzig, Florenz und Kyōto – Orte, die bis heute die Tradition des Lichtdrucks pflegen. Die Schließung der Offizin in Darmstadt markierte ein weiteres Ende einer Ära.

Vielfältige Nutzung in der Vergangenheit

Der Lichtdruck diente vornehmlich der Illustration von Büchern und der Herstellung von Druckerzeugnissen in geringen Auflagen. Die herausragende Qualität dieser Technik ermöglichte es, Kunstwerke, Fotografien und Zeichnungen in einer bis dahin unerreichten Präzision wiederzugeben. Künstler wie Willi Baumeister nutzten diese Technik, um ihren Werken eine besondere Tiefe und Ausdruckskraft zu verleihen. Die limitierte Auflage seiner Sammlung „Sport und Maschine“ ist ein Zeugnis der Einzigartigkeit des Lichtdrucks.

Wiederentdeckung und künstlerische Innovation

Obwohl der Lichtdruck in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts an Popularität verlor, bleibt seine Fähigkeit, Kunstwerke detailgetreu zu faksimilieren, unübertroffen. Die Zusammenarbeit zwischen Lichtdruckern und Künstlern in Leipzig führte zur Entwicklung neuer Techniken und gestalterischer Verfahren, die den Lichtdruck als Medium der grafischen Kunst etablierten. Die Verwendung verschiedener Materialien auf der Druckplatte eröffnete neue Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks.

Der Prozess der Druckformherstellung im Detail

Die Herstellung der Druckform im Lichtdruck ist ein komplexer Prozess, der höchste Präzision erfordert. Eine zehn Millimeter dicke Glas- oder Metallplatte dient als Träger, auf die eine lichtempfindliche Chromatgelatine in zwei Schichten aufgetragen wird. Die Belichtung des ungerasterten Halbton-Negativs führt zur Bildung eines Gelatinereliefs, ein Vorgang, der als Gerbung der Gelatine bekannt ist. Die Besonderheit dieses Verfahrens liegt in der feinen Abstimmung der Lichtmenge, die eine außergewöhnliche Detailtiefe und Halbtonwiedergabe ermöglicht.

Technische Herausforderungen und künstlerische Ergebnisse

Trotz der hohen Kosten und des aufwendigen Herstellungsprozesses überzeugt der Lichtdruck durch seine unvergleichliche Wiedergabequalität. Die Fähigkeit, feinste Zwischentöne und Details in Faksimilequalität zu reproduzieren, macht den Lichtdruck zu einem unverzichtbaren Verfahren für die Wiedergabe von Kunstwerken. Die so entstehenden Drucke, wie die berühmten „Piper-Drucke“, zeugen von der außerordentlichen Präzision und Qualität, die mit dieser Technik erzielt werden kann.

Eine Hommage an den Lichtdruck

Der Lichtdruck verbindet historische Drucktechniken mit der Möglichkeit künstlerischer Ausdruckskraft und technischer Innovation. Obwohl er in der modernen Drucklandschaft nur noch selten anzutreffen ist, bleibt er eine faszinierende Technik mit einem reichen Erbe. Die Meisterwerke, die mit dieser Technik geschaffen wurden, und die wenigen noch bestehenden Werkstätten, die sie pflegen, erinnern uns an die Bedeutung des Lichtdrucks als kulturelles und künstlerisches Erbe. Sie laden dazu ein, die Möglichkeiten und die Schönheit dieses fast vergessenen Handwerks neu zu entdecken und zu würdigen.

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